carpe noctem
Angeschoben durch gegenwärtig, willkürlich herumstehende Umstände, kreisen Fragen über Fragen, und noch mehr Fragen um meinen Kopf wie kleine Fliegen - meist sehe ich dies als nervig, und zeitweise mit respektvollem Bedenken, schmeiß ich sie durch die Gegend, dreh sie um, blicke auf sie, versuche ihre Beschaffenheit zu erfassen, zu begreifen. Der Erfolg stellt sich jedoch nur mäßig ein. Ganz oben auf der Spitze ragt die Kraft der Zeit, die Vergänglichkeit, die eigene Bedeutung in diesem mentalen Sodoku, dessen nur wir uns bewußt sind, und daneben steht die Kunst als Spiegel, in dem ich das stimmige Bild suche. Zur "Warum?"-Frage will ich mich nicht aufmachen, nur wie's der Zufall will, steht da gerade einmal das Problem, als Synonym für alle Probleme und Sorgen die da so sein können, auf einer steinigen Klippe, und auf der gegenüberliegenden, nicht weniger steinigen Klippe, steht die eigene Existenz und die damit verbundene, sichtbare Vergänglichkeit. Jeder hat seine Zeit hier, und jeder hat seine Vorstellung, Empfindung von Zeit, ob sie rasst, ob sie schleicht, dahin springt, ob man darin versinkt oder es gelingt, einen Moment lang die Zeit von Ihrem Willen abzubringen und sie für sich anzuhalten. Und was soll getan werden, wenn das Problem die Hände nach einem ausstreckt und versucht die eigene Existenz über die den Abgrund der Zeit auf seine Seite zu ziehen? Wo soll die Gewichtung liegen, was ist richtig? Wer kann das besser wissen als man selbst, und jeder sollte es für sich wissen, nur was, wenn nicht? Wie groß sind Probleme realistisch betrachtet wirklich und wie groß dürfen sie werden, vor dem Hintergrund der Vergänglichkeit, und was passiert in dem selbem Augenblick mit unserer Zeit? Ist die Bemessung der Dinge, der Schlüssel zu unserem Glück? - der uns das Stehen auf einer Klippe, die das Problem auf der anderen Seite weiß, als Risiko aufzeigt? Wiegt Glück genauso viel wie Ärger, würde eine Waage also ein Gleichgewicht aufzeigen, weil das Eine ohne das Andere nur schwer zu ermessen ist? Kommt uns die gelungene Zeit des Glücks kürzer vor, als die Zeit im durchlebten Ärger? - und halten Schmerzen des Ärgers länger vor, als die Freude des Glücks, uns Glauben an die Zeit schenkt? Die Zeit ist unser Lehrmeister - so oder so, und Sie bildet die übermächtige Kraft in uns, alles zu relativieren, und unter Umständen ist sie der einzige Schatz, den wir unser nennen können. Was bleibt dann also unterm Strich mehr, als zu sagen, was man im alten Griechenland schon wußte, nütze die Zeit!
miplace - 3. Apr, 23:48